Seiteninhalte
- 1 When Evil Lurks – Ein kompromissloser Horrorfilm voller Blut, Schrecken und beklemmender Atmosphäre
- 2 Die düstere Ausgangslage: Besessenheit in ländlichem Argentinien
- 3 Hintergründige Inspiration: Wenn Umweltgifte auf argentinische Kultur treffen
- 4 Eine Handlung jenseits des klassischen Exorzismus: Wenn das Böse seinen eigenen Weg geht
- 5 Grotesk, roh und schockierend: Die praktischen Effekte und Gore-Szenen
- 6 Familienbande und moralische Konflikte: Wenn das Grauen die engsten Beziehungen zerreißt
- 7 Subtiles Grauen vs. reine Brutalität: Ein Balanceakt mit gelegentlichen Übertreibungen
- 8 Kameraführung und Sounddesign: Die unheimliche Welt von When Evil Lurks zum Leben erweckt
- 9 Düsterer Subtext: Sterblichkeit, Verlust und die Frage nach dem Sinn
- 10 Regie, Schauspiel und Produktion: Der kompromisslose Stil von Demián Rugna
- 11 Der argentinische Horror-Boom: Steigt die Nation zum neuen Grusel-Hotspot auf?
- 12 Vergleich mit Genre-Kollegen: Wo steht When Evil Lurks zwischen Exorzismus und Zombie-Horror?
- 13 Kontrovers diskutierte Aspekte: Kompromisslose Härte oder konsequentes Genre-Highlight?
- 14 Für wen eignet sich When Evil Lurks?
- 15 Fazit: Eine Reise an die Grenzen des Horrors
When Evil Lurks – Ein kompromissloser Horrorfilm voller Blut, Schrecken und beklemmender Atmosphäre
Horrorliebhaber aufgepasst: When Evil Lurks ist ein Film, der in vielerlei Hinsicht aus dem üblichen Genre-Einerlei hervorsticht. Mit seiner kompromisslosen Brutalität, seinen bedrohlichen Bildern und einer gleichermaßen faszinierenden wie verstörenden Handlung setzt dieser argentinische Horrorstreifen neue Maßstäbe. Wem konventionelle Gruselware im Stile bekannter Dämonen- und Exorzismus-Filme zu einseitig erscheint, der findet hier einen innovativen Ansatz, der traditionelle Motive mit einer unerbittlichen Härte kombiniert. In diesem Blogbericht wollen wir uns genauer ansehen, warum When Evil Lurks so viel Aufmerksamkeit verdient, wo seine Stärken und Schwächen liegen und für wen dieser Film geeignet ist. Dabei beleuchten wir seine Handlung, seine Machart, die gesellschaftlichen Hintergründe und die filmische Umsetzung. Zudem bekommt ihr eine fundierte Bewertung, die sich auf verschiedene Aspekte des Horrorfilms konzentriert.
Eines vorweg: When Evil Lurks ist nichts für Zartbesaitete. Die Freigabe ab 18 Jahren kommt nicht von ungefähr, denn hier wird nicht nur mit den Nerven gespielt, sondern auch mit visuellen Effekten, die an die Grenzen des Erträglichen gehen. Wer einen leicht verdaulichen Horrorstreifen sucht, wird spätestens nach den ersten Minuten eines Besseren belehrt. Fans von Gore-Effekten hingegen könnten sich auf ein echtes Fest eingestellt fühlen – gleichwohl punktet der Film nicht nur durch vordergründige Gewalt, sondern auch durch eine intensive Spannung und eine dichte Atmosphäre.
Die düstere Ausgangslage: Besessenheit in ländlichem Argentinien
Eine der größten Stärken von When Evil Lurks liegt im Setting: Statt in einer gotischen Kapelle oder einer von Neonlichtern durchfluteten Großstadt spielt die Handlung weitgehend in einer kargen, trockenen und einsamen Landschaft in Argentinien. Genau diese Kulisse macht den Film so beklemmend. Wo sonst die Weite der Natur Freiheit und Ruhe verspricht, lauert hier eine unbegreifliche Bedrohung. Die Geschichte beginnt, als zwei Brüder, Pedro und Jaime, zufällig einen halb zerfetzten Leichnam entdecken. Sie ahnen zwar, dass hier etwas unnatürlich Böses am Werk sein könnte, doch das wahre Grauen offenbart sich erst, als sie das nahegelegene Haus von Maria betreten.
Dort stoßen sie auf einen aufgedunsenen, verrottenden Sohn, der von seltsamen Krankheitssymptomen geplagt wird und seit Wochen in seinem eigenen Eiter zu liegen scheint. Sofort fällt das Schlagwort Besessenheit. Anders als in konventionellen Exorzismus-Filmen setzt When Evil Lurks jedoch nicht auf den Priester mit der heiligen Bibel als Retter in der Not. Hier regieren Unwissenheit, Aberglaube und eine verzweifelte Angst. Der Landbesitzer Ruys drängt darauf, das Unheil aus seinem Hoheitsgebiet zu verbannen – und damit nimmt eine verhängnisvolle Kette von Ereignissen ihren Lauf, die sich in unheimlicher Geschwindigkeit zu einem wahren Horror-Trip entwickelt.
Diese sehr irdische Verankerung des Übernatürlichen hebt den Film deutlich von anderen Dämonen-Geschichten ab. Während sonst die Exorzisten aus allen Teilen des Landes anrücken, um dem Bösewicht den Garaus zu machen, bleibt die Welt hier überraschend still. Die ländliche Abgeschiedenheit wird zur Schaubühne eines unaufhaltsamen Grauens, das sich – wie ein Virus – scheinbar über Körper und Geist ausbreitet. Wer in diesem Film Besessenheit für ein vorübergehendes Phänomen hält, das mit Gebeten bezwungen werden kann, wird eines Besseren belehrt: Das Böse verfolgt seine Opfer gnadenlos und kennt dabei weder Mitleid noch Gnade.
Hintergründige Inspiration: Wenn Umweltgifte auf argentinische Kultur treffen

Interessanterweise beruht die Idee zu When Evil Lurks auf einer Kombination verschiedener Einflüsse. Regisseur und Drehbuchautor Demián Rugna ließ sich eigenen Aussagen zufolge durch Berichte über neue Pestizide inspirieren, die in Argentinien auf Feldern eingesetzt wurden und bei den Bauern zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führten. In dem Moment stellte sich Rugna vor, wie es wäre, wenn nicht nur Umweltgifte, sondern auch eine bösartige, dämonische Macht in diesen ländlichen Regionen ihr Unwesen triebe.
Diese Herangehensweise verleiht When Evil Lurks eine gesellschaftskritische Ebene. Der Film zeigt, wie stark Menschen von äußeren Einflüssen abhängig sind und wie wenig sie letztlich gegen das Unheil ausrichten können, wenn es sich immer weiter ausbreitet. Ob Pestizid oder Dämon – beides übt eine unerbittliche Macht aus. Die anfängliche Ignoranz und Hilflosigkeit der Figuren im Film spiegelt damit ein Stück weit auch die Realitäten in isolierten Regionen wider, wo staatliche oder kirchliche Unterstützung oft verspätet, wenn überhaupt, eintrifft.
Zudem greift der Film das in Südamerika weit verbreitete Thema des spirituellen Glaubens auf. Viele Einheimische glauben an übernatürliche Kräfte, mischen katholische Rituale mit lokalen Bräuchen und sehen in Krankheiten oder Unglücken nicht selten böse Mächte am Werk. When Evil Lurks nutzt diese kulturelle Prägung als Motor für eine Handlung, in der Aberglaube und Realität immer wieder miteinander verschwimmen. Dadurch entsteht eine Form von Horror, die weniger als klassische Dämonen-Beschwörung daherkommt, sondern mehr als grausame, unbegreifliche Naturgewalt.
Eine Handlung jenseits des klassischen Exorzismus: Wenn das Böse seinen eigenen Weg geht
In vielen Horrorfilmen zum Thema Besessenheit erwartet das Publikum ein Set bekannter Elemente: ein verfluchtes Objekt, ein dämonisches Ritual, ein Priester, der lateinische Gebete spricht, und am Ende eine Erlösung oder zumindest ein Showdown in einer düsteren Kirche. When Evil Lurks bricht in vieler Hinsicht mit diesen Konventionen. Das Böse in diesem Film – in Form eines langsam verrottenden Menschen – wirkt zäh, giftig und ansteckend, sodass jede Form von Nähe schon ausreicht, um neue Abgründe zu öffnen.
Die beiden Brüder Pedro und Jaime sind keine klassischen Heldenfiguren. Sie sind gewöhnliche Menschen, gezeichnet vom harten Landleben und den täglichen Herausforderungen, die das Überleben in einer abgeschiedenen Gegend mit sich bringt. Statt in epische Schlachten gegen das Böse zu ziehen, handeln sie eher aus Instinkt und Verzweiflung. Als der Landbesitzer Ruys auftaucht und darauf besteht, das “Übel” schnellstmöglich von seinem Grund und Boden zu entfernen, überschlagen sich die Ereignisse. Was als scheinbar gute Idee beginnt, verwandelt sich in eine fatale Entscheidungskette, die das Unheil noch schneller vorantreibt.
Gerade dieser Umstand erzeugt eine permanent wachsende Spannung. Jede Aktion, so gut gemeint sie auch sein mag, scheint die Lage zu verschlimmern. Die Figuren laufen buchstäblich gegen ein Schicksal an, das unaufhaltsam näher rückt. Keine Heilsarmee, kein frommer Retter und auch keine Hilfe von staatlicher oder kirchlicher Seite in Sicht – stattdessen sehen wir, wie das Böse immer mehr Raum einnimmt. Die Frage ist nicht mehr, ob es weiter wütet, sondern nur wie schnell es sich ausbreitet und wie hoch die Opferzahl am Ende sein wird.
Grotesk, roh und schockierend: Die praktischen Effekte und Gore-Szenen

Ein absolutes Highlight – oder besser gesagt: ein schockierendes Element – von When Evil Lurks sind die praktischen Effekte. Der Film setzt nicht auf übertrieben digitale CGI, sondern bleibt in vielerlei Hinsicht handgemacht. Das verleiht dem Horror eine unangenehm realistische Note. Allen voran die Darstellung des besessenen Jungen ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit Make-up, Maske und ein wenig Kunstblut eine verstörend echte Illusion erschafft.
- Eiternde Wunden und schwärende Geschwüre: Der Körper des scheinbar Besessenen wirkt, als würde er von innen heraus zerfallen. Jede Bewegung, jeder Atemzug scheint eine Zumutung zu sein.
- Authentische Geräusche: Ob Gurgeln, Röcheln oder das unheimliche Knacken von Knochen – die Soundeffekte sind teilweise noch schlimmer als der bloße Anblick, weil sie das Kopfkino anregen.
- Schockmomente ohne Rücksicht: Wenn der Film Gewalt zeigt, dann geht er dabei in die Vollen. Es wird keine Rücksicht darauf genommen, ob der Zuschauer damit klarkommt. In mehrfacher Hinsicht durchbricht When Evil Lurks die übliche Grenze dessen, was selbst hartgesottene Horrorfans gewohnt sind.
Gerade in Szenen, in denen Körperflüssigkeiten und verstörende Anzeichen einer dämonischen Präsenz in Großaufnahme gezeigt werden, stellt sich ein Gefühl tiefen Unbehagens ein. Dieser Effekt sorgt dafür, dass der Zuschauer kaum eine Verschnaufpause erhält. Wer empfindlich auf Blut und innere Organe reagiert, könnte hier schnell an seine Grenzen stoßen. Doch genau diese Grenzüberschreitung macht den speziellen Reiz des Films aus und positioniert ihn im subversiven Bereich des Horror-Genres, wo sich Werke gerne mal jenseits des Mainstreams bewegen.
Familienbande und moralische Konflikte: Wenn das Grauen die engsten Beziehungen zerreißt
Trotz aller Brutalität und Effekthascherei vergisst When Evil Lurks die menschliche Komponente nicht. Ein zentraler Punkt der Handlung ist die Familie, verkörpert in diesem Fall durch die Brüder Pedro und Jaime sowie ihre nahen Verwandten. Auch Marias Familie rückt in den Fokus, deren Kinder in die Geschehnisse verwickelt werden. Der Film stellt damit die Frage: Wie weit würdest du gehen, um deine Familie zu schützen?
Besonders bedrückend wird es, wenn Kinder involviert sind. Kinder im Horrorfilm haben immer einen eigenen, erschütternden Effekt. Sie gelten als unschuldig, wehrlos und bedürfen besonderen Schutzes. When Evil Lurks stellt dieses Thema schonungslos dar, denn der Dämon macht auch vor den Jüngsten keinen Halt. Die Figuren werden damit gezwungen, Entscheidungen zu treffen, die moralisch schwer zu rechtfertigen sind. Soll man die Besessenen verschonen, weil sie einst geliebte Angehörige waren? Oder ist es besser, das Böse schnell und radikal auszumerzen, bevor es sich weiter ausbreitet?
Familiäre Bande stehen hier unter massivem Druck und drohen, auseinanderzubrechen, wenn das eigene Kind plötzlich zum Werkzeug einer finsteren Macht wird. Der Film macht deutlich, wie sehr Liebe, Angst und Pflichtgefühl kollidieren, sobald sich das Grauen in den intimsten Beziehungen einnistet. Gerade in diesen Momenten erhält When Evil Lurks eine tragische Intensität, die weit über einen reinen Splatter hinausgeht. Denn für die Betroffenen steht viel mehr auf dem Spiel als nur das eigene Leben: Sie müssen sich fragen, ob sie einen geliebten Menschen noch retten können – oder ob längst jede Hoffnung verloren ist.
Subtiles Grauen vs. reine Brutalität: Ein Balanceakt mit gelegentlichen Übertreibungen
When Evil Lurks versteht es, den Zuschauer unter Dauerstrom zu setzen. Das geschieht nicht nur durch explizite Gewaltdarstellungen, sondern auch durch subtile Andeutungen und das permanente Gefühl, jederzeit könnte das nächste Unheil hereinbrechen. Regisseur Demián Rugna spielt geschickt mit der Erwartungshaltung des Publikums: Oft wird eine Szene länger stehen gelassen, als es angenehm wäre, und die Soundkulisse deutet etwas an, das man lieber nicht sehen möchte.
Allerdings kann diese geballte Ladung an Dunkelheit und Horror auf Dauer auch ermüden. Nicht jeder Zuschauer wird Freude daran haben, wenn ein Film über nahezu seine gesamte Laufzeit kompromisslos auf Gewalt und Verzweiflung setzt. Gerade wenn man an das Horrorgenre gewöhnt ist, können sich Szenen, in denen das Grauen beinahe ausweglos wird, mitunter monoton anfühlen.
Doch When Evil Lurks verfolgt eindeutig die Mission, sein Publikum zu schocken und gleichzeitig in einen Zustand der Beklemmung zu versetzen. In diesem Sinne erfüllen die exzessiven Gewaltszenen durchaus ihre Funktion. Sie unterstreichen, dass es hier keinerlei Reinwaschen oder Erlösung gibt. Dieser Film will nicht durch sanfte Töne überzeugen, sondern durch radikale Härte und konsequentes Ausreizen des Möglichen.
Kameraführung und Sounddesign: Die unheimliche Welt von When Evil Lurks zum Leben erweckt

Eine der wichtigsten Zutaten, um das Publikum mit Dauer-Gänsehaut zu versorgen, ist die Kameraführung. Anstelle von hastigen Schnitten setzt der Film immer wieder auf längere, ruhige Einstellungen, die das Auge des Zuschauers auf Details lenken. Gerade in den ruhigeren Szenen abseits der Schockmomente entsteht so ein permanentes Gefühl der Anspannung, weil man ständig das Gefühl hat, irgendetwas könnte sich im Hintergrund bewegen oder lauern.
Weite Landschaftsaufnahmen wechseln sich mit beengten Räumen ab, was den Kontrast zwischen unendlicher Leere und klaustrophobischer Enge verstärkt. Der filmische Blick wirkt dabei oft unsentimental, beinahe dokumentarisch. So entsteht ein realistisches Gefühl, das den Horror noch intensiver macht: Es scheint eben nicht nur ein stilisierter Alptraum zu sein, sondern etwas, das sich auch in der Wirklichkeit abspielen könnte – wenn man die übernatürlichen Elemente einmal ausblendet.
Das Sounddesign trägt seinen Teil dazu bei. Häufig wird mit leisem, kaum wahrnehmbarem Sound gearbeitet, bevor urplötzlich laute Geräusche oder unheilvolle Musik einsetzen. Dadurch wird die Ruhe im Film fast noch bedrohlicher als die eigentlichen Schrei- oder Kampfszenen. Auch das Zusammenspiel von Insektenzirpen, Windgeräuschen und dem Knarzen alter Bretter macht die Atmosphäre unangenehm dicht. Man kann den Verfall und das drohende Unheil förmlich spüren.
Düsterer Subtext: Sterblichkeit, Verlust und die Frage nach dem Sinn
Neben den offensichtlichen Schrecken hat When Evil Lurks auch eine poetische Dimension. Zwar wird sie von dem gnadenlosen Horrorkorsett oft in den Hintergrund gedrängt, aber sie ist definitiv vorhanden. Wenn man genau hinschaut, stellt der Film Fragen über Sterblichkeit und Vergänglichkeit, über Schuld und Vergebung sowie über den Sinn des Lebens in einer Welt, die manchmal bedrohlicher erscheint als jeder Albtraum.
Gerade die Szenen, in denen den Figuren bewusst wird, dass es keine Rettung geben könnte, entfalten eine merkwürdige Form von existenziellem Horror. Das Böse zeigt sich nicht als besiegbarer Dämon, sondern als eine Kraft, gegen die menschliche Bemühungen fast lächerlich wirken. Man fühlt sich an die trostlosen Geschichten einer postapokalyptischen Welt erinnert, in der jeder Schritt ein Kampf gegen das Unausweichliche ist.
Neubeginn und Geburt werden ebenfalls thematisiert – in Gestalt von Frauen und Kindern, die im Film eine tragende Rolle spielen. Doch auch hier setzt sich das finstere Motiv fort: Wo neues Leben entstehen sollte, nistet sich stattdessen Verderben ein. Dieser grundlegende Widerspruch führt zu einigen der verstörendsten Szenen im Film und macht deutlich, dass der Regisseur keinen Trost spenden will, sondern die Unausweichlichkeit des Bösen in all ihrer Härte präsentiert.
Regie, Schauspiel und Produktion: Der kompromisslose Stil von Demián Rugna
Dass When Evil Lurks gerade in Horror-Fan-Kreisen für Furore sorgt, liegt nicht zuletzt an der Inszenierung von Demián Rugna. Der argentinische Filmemacher hat bereits mit anderen Werken bewiesen, dass er keine Angst davor hat, Konventionen zu sprengen und das Publikum an seine Grenzen zu bringen. Sein Blick auf das Horrorgenre ist erfrischend und beängstigend zugleich: Statt sich auf altbekannte Pfade zu begeben, sucht Rugna nach neuen Wegen, das Böse darzustellen.
Das Schauspiel-Ensemble besteht größtenteils aus argentinischen Darstellern, die hierzulande weniger bekannt sind. Genau das macht die Figuren umso glaubwürdiger, weil sie nicht als „große Hollywood-Stars“ erkannt werden, sondern als wirkliche Bewohner dieses verfluchten Ortes. Man nimmt ihnen die Angst, die Verzweiflung und die Hilflosigkeit vollends ab.
Die Produktion selbst wirkt trotz des begrenzten Budgets erstaunlich professionell. Dabei ist besonders hervorzuheben, wie viel Sorgfalt in das Make-up und die praktischen Effekte geflossen ist. Anstatt sich auf computergenerierte Effekte zu verlassen, vertraute man auf handfeste Maskenbilder und Requisiten, die den Ekel und das Grauen besonders real wirken lassen. Auch die Kameraarbeit zeugt von hoher Präzision, die den Zuschauer tief in die Handlung hineinzieht, anstatt nur oberflächliche Schockmomente aneinanderzureihen.
Der argentinische Horror-Boom: Steigt die Nation zum neuen Grusel-Hotspot auf?
In den letzten Jahren haben sich einige argentinische Horrorfilme einen Namen gemacht. Man denke etwa an „Terrified“ (2017), der ebenfalls von Demián Rugna stammt und weltweit für Aufsehen sorgte. Es scheint, als würde das Land immer wieder unerschrockene Filmemacher hervorbringen, die mit den Sehgewohnheiten des internationalen Publikums brechen und eigene, originelle Ideen verwirklichen.
When Evil Lurks passt perfekt in diese Linie: ein Film, der Tradition und Moderne verbindet, der tief in der argentinischen Mythologie und Alltagsrealität wurzelt und dabei eine Form von Horror erzeugt, die sich deutlich von amerikanischen Vorbildern abhebt. Dadurch gewinnt der argentinische Horrorfilm einen ganz eigenen Klang, der sich in Bezug auf Erzähltempo, Bildsprache und atmosphärische Dichte mit keinem anderen Land so recht vergleichen lässt.
Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, dass Argentinien eine neue „Horror-Hochburg“ in Lateinamerika ist – ähnlich wie es Spanien in den 2000er Jahren mit Filmen wie „[REC]“ und anderen Genre-Perlen war. Wenn man auf die jüngsten Produktionen blickt, erkennt man einen Trend zu mehr künstlerischer Freiheit, härteren Themen und innovativen Erzählmethoden. When Evil Lurks verkörpert diesen Trend par excellence und wird somit sicherlich dazu beitragen, Argentinien weiter auf der Landkarte des internationalen Horrorkinos zu festigen.
Vergleich mit Genre-Kollegen: Wo steht When Evil Lurks zwischen Exorzismus und Zombie-Horror?

An vielen Stellen lässt sich When Evil Lurks nur schwer mit anderen Filmen vergleichen. Man könnte Parallelen zu klassischen Exorzismus-Filmen ziehen, da das Thema Besessenheit eine zentrale Rolle spielt. Gleichzeitig erinnert die Verbreitung des Bösen, das jeden befallen kann und sich wie eine Infektion weiterträgt, an Elemente aus dem Zombie-Genre. Doch weder in die eine noch in die andere Schublade passt der Film wirklich.
Ein Vergleich bietet sich beispielsweise mit „[REC]“ an, einem spanischen Horrorhit, in dem eine Art Virus Menschen in wütende, zombieähnliche Kreaturen verwandelt. Dort wird allerdings stark auf Found-Footage-Ästhetik gesetzt, während When Evil Lurks eher traditionell inszeniert ist. Ein anderes Beispiel ist „Evil Dead“ (Tanz der Teufel), wo das Böse zwar ebenfalls eine dämonische Entität darstellt, die Menschen befällt, doch der Trash-Faktor ist ungleich höher und der Humor bewusst überzeichnet. When Evil Lurks hingegen hält sich von jeglicher Komik fern und zeigt ein düsteres, fast schon nihilistisches Weltbild.
Wer nach einer Art Vergleichsfilm sucht, könnte am ehesten auf Produktionen aus dem asiatischen Raum stoßen, in denen Horror oft mit eindringlicher Ernsthaftigkeit betrieben wird und den Zuschauer an den Abgründen menschlichen Handelns teilhaben lässt. Doch unterm Strich hat When Evil Lurks einen solch eigenständigen Charakter, dass es schwerfällt, ein exaktes Gegenstück zu finden. Dieser Umstand macht den Film für Fans von originellen Horrorwerken besonders sehenswert.
Kontrovers diskutierte Aspekte: Kompromisslose Härte oder konsequentes Genre-Highlight?
Achtung massive Spoilergefahr: Wie bei vielen Filmen, die einen radikalen Weg gehen, spalten sich auch bei When Evil Lurks die Gemüter. Manch einer kritisiert das Ende als zu abrupt oder als unbefriedigend, weil es keine klare Lösung anbietet. Andere wiederum sehen darin die Konsequenz einer Welt, in der das Böse nicht einfach ausgetrieben werden kann. Die Debatte darüber, ob das Finale zu schnell, zu offen oder gar zu wenig aussagekräftig ist, wirft die Frage auf, was man als Zuschauer von einem Horrorfilm erwartet.
Wer ein Happy End sucht oder eine strukturierte Auflösung, wird möglicherweise enttäuscht. Das nihilistische Grundgefühl, das sich durch den ganzen Film zieht, findet im Finale seinen Höhepunkt. So bleibt am Ende ein schaler Beigeschmack, der perfekt zur Atmosphäre passt, aber nicht jedem gefallen dürfte. Genau das kann man als künstlerische Stärke oder als erzählerische Schwäche auslegen – je nachdem, wie sehr man sich ein Ende mit klaren Antworten wünscht.
Für wen eignet sich When Evil Lurks?
- Hardcore-Horror-Fans: Wer bereits Erfahrungen mit harten Horrorfilmen hat und auf Gore-Effekte steht, wird hier voll auf seine Kosten kommen.
- Liebhaber düsterer Stimmung: Der Film punktet mit intensiver Atmosphäre und einer düsteren Weltanschauung, die sich an Zuschauer richtet, die keine leichte Kost suchen.
- Experimentierfreudige Genre-Fans: Wer etwas abseits des Mainstream-Horrors probieren möchte, findet in When Evil Lurks einen ausgefallenen Beitrag, der gängige Konventionen bricht.
- Nicht geeignet ist der Film allerdings für Zuschauer, die sensibel auf Gewalt und Blut reagieren oder die eine klassische Heldenreise mit triumphalem Sieg des Guten erwarten.
Fazit: Eine Reise an die Grenzen des Horrors
Obwohl When Evil Lurks in vielen Bereichen überzeugt – von der dichten Atmosphäre über das ungewöhnliche Setting bis hin zu den schockierenden praktischen Effekten – ist er kein Film, den man leichtfertig empfehlen sollte. Die Brutalität, der Mangel an Verschnaufpausen und das nihilistische Weltbild können für viele Zuschauer zu belastend sein. Wer jedoch das Horrorgenre in all seiner schonungslosen Kompromisslosigkeit liebt, wird hier eine echte Perle finden.
In meiner Wertung erhält der Film 6,5 von 10 Punkten. Das mag für einen derart intensiven Film zunächst niedrig klingen, erklärt sich aber durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Während die Machart, die Effekte und die einzigartige Atmosphäre den Film deutlich nach oben hieven, sind es vor allem die monotone Gewalt und die gelegentliche Redundanz im Handlungsverlauf, die kritische Punkte abziehen. Hinzu kommt, dass sich das Finale zwar konsequent ins Gesamtbild einfügt, aber nicht unbedingt ein Gefühl von Zufriedenheit vermittelt.
Dennoch dürfte When Evil Lurks in Horror-Fankreisen noch lange Gesprächsthema bleiben. Sein kompromissloser Ansatz wird den Film mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Kultbeitrag machen, an dem sich zukünftige Genrewerke messen lassen müssen. Wer sich darauf einlässt, wird einen Horrortrip erleben, der unter die Haut geht und einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Bildnachweise:
Die Rechte an den hier verwendeten Bildern liegen bei den jeweiligen Filmstudios und Verleihern. Die Verwendung erfolgt ausschließlich zu illustrativen Zwecken im Rahmen der Berichterstattung.
- When Evil Lurks (2023) – Studio: Aramos Cine, Machaco Films | Verleiher: IFC Films (USA), Shudder (Streaming), ESC Distribution (Frankreich), Arna Media / Atmosfera Kino (Russland)